Aber er hat mich nie gedrängt. Es war meine freie Entscheidung, Ja zum Modebusiness zu sagen.“ Nach der Schulzeit entschied sich Eggemann für ein berufsbegleitendes Studium und eine Ausbildung zum Bekleidungsfachwirt, er arbeitete für ‚Street One‘ in der Expansion und im Vertrieb, eröffnete für die Modekette Stores und lernte das Franchise-Geschäft kennen. (Franchise ist ein kooperatives Vertriebssystem zwischen einem bestehenden Unternehmen – dem Franchisegeber – und einem oder mehreren Unternehmensgründern – den Franchisenehmern.) Nun, als Eggemanns Vater Herbert beschloss, in Rente zu gehen, entschied sich Tilo Jan Eggemann, in die Fußstapfen des Vaters zu treten, nicht in Kiel, sondern in Hamburg; Im Tibarg Center mit ‚Street One‘! Und er war fest entschlossen, weitere Franchise-Stores zu gründen!
Bedeutet Franchise, dass Eggemann beispielsweise im Tibarg Center ausschließlich die vorgegebene ‚Street One‘ -Kollektion anbieten darf oder ist Spielraum für eigene Ideen?
Die Antwort ist klar: „Nun, wir präsentieren ja jeden Monat eine neue Kollektion - 12 Kollektionen also. Immer Fashion im Trend-Design, ob Blusen, Jacken, Hosen, Röcke. Wir haben immer tolle neue Angebote. Natürlich macht ‚Street One‘ uns Vorschläge, und viele nehmen wir auch sehr gern an. Aber wir sind auch regelmäßig hier im Modecentrum, um das Angebot individuell zu ergänzen. Für uns ist es wichtig, dass wir an den unterschiedlichen Standorten den Geschmack unserer Kundinnen kennen… und sie damit dann auch begeistern und beliefern.“
Die Frauen, die Frauen bedienen, nennt Tilo Jan Eggemann das Herzstück seines Unternehmens…was ist das Besondere an ‚seinen‘ Damen?
Er lächelt, der Unternehmer, antwortet: „Sie sind freundlich und charmant, sie haben alle eine hohe fachliche Kompetenz. Sie können gut und geduldig beraten, sie sind gepflegte Erscheinungen…ja, sie alle haben Freude am Umgang mit Menschen. Und genau diese Wertschätzung, diese Achtung vor dem Gegenüber, ist uns wichtig… Fachwissen können wir ihnen in Schulungen beibringen, aber die charakterlichen Merkmale, die müssen die Frauen mitbringen.“ Pause, dann: „Schauen Sie, wir leben ja von vielen Stammkunden und Stammkundinnen…da werden regelrechte Kundenbeziehungen aufgebaut. Wer erwartet ein Baby? Wer fährt wann in Urlaub? Wer hat sich neu verliebt? Beim wem kriselt es gerade zu Hause? Das sind ja alles Themen, die unsere Kundinnen mit unseren Mitarbeiterinnen austauschen. Da entwickeln sich Vertrauensverhältnisse. Ich will es ganz deutlich sagen: Die Mitarbeiterinnen und ihr Engagement, ihre Leidenschaft - sie sind das wichtigste Glied in der Kette für unseren Erfolg.“
Vertrauen, Respekt, Toleranz - das sind Werte, die Tilo Jan Eggemann immer wieder erwartet. Und vorlebt! Aber da ist noch ein Wert, der für ihn von Bedeutung ist, und der heißt Engagement.
Was Eggemann darunter versteht? Er erklärt es! Mit berührenden Worten! Es geht ihm um die beiden Projekte ‚Club der 50 - Hospiz Initiative‘ und ‚INKA - Initiative gegen Kinderarmut.‘ „Regelmäßig spenden wir Geld. Im Hospiz können wir das Leben nicht verlängern, aber wir können helfen, in den Zeiten des Abschieds einiges zu erleichtern. Ja, und die Kinderarmut ist wirklich besonders bedrückend. Was wir tun können, tun wir…wir ermöglichen benachteiligten Jungen und Mädchen Musikunterricht oder Schwimmunterricht, wir helfen beim Einkleiden, beim Sattwerden…und bei vielen anderen Dingen.!“
Dank einer grandiosen Idee konnten die 16 Eggemann-Stores tatsächlich in der Pandemiezeit mehr als 30.000 Euro Tierheimen und sozialen Einrichtungen zur Verfügung stellen. Wie ging das? Eggemann: „Die Mehrwertsteuersenkung in der Corona-Zeit hätte den Kunden weiter gegeben werden sollen, allerdings hätte sie relativ wenig gebracht - mal 50 Cent, mal 30 Cent, mal vielleicht auch einen Euro. Wir haben diesen Gesamtbetrag stattdessen zusammengerechnet und in den Stadtteilen gespendet, in denen wir Stores haben.“
Tilo Jan Eggemann - ein Unternehmer im wahrsten Sinne des Wortes; ein Mann, der etwas unternimmt!
Apropos ‚etwas unternehmen‘…der Modeboss hat ja auch noch drei Kinder, 13, acht und elf Jahre sind sie alt. Mit ihnen spielt er - wenn es seine umtriebige Selbstständigkeit zulässt - Fußball und Tennis, geht mit ihnen in der Förde schwimmen, den Töchtern schaut er beim Reiten und hört ihnen beim Klavierspielen zu. Und - gibt es in der Eggemann-Familie auch eine Frau Eggemann? Da strahlt Tilo Jan Eggemann: „Ich bin seit 10 Jahren glücklich verheiratet…“ Mit einer Frau aus der Modebranche? „Nein,“ schüttelt Eggemann den Kopf, „meine Frau ist Apothekerin. Und das ist auch gut so. Denn so reden wir am Essenstisch über alles mögliche - nur nicht über Mode.“