Nun, mit Florian Boge reden wir nicht über die sogenannten Charaktereigenschaften von Ostwestfalen, von denen einige sicher auf ihn zutreffen, sondern vornehmlich über seinen Weg zur Architektur. „Mitprägend für meine Berufsentscheidung,“ so Florian Boge, „waren natürlich die häufigen Gespräche zu Hause über das Bauen. Aber nicht nur das - meine Eltern haben mich auf viele Ausstellungen mitgenommen, nach Berlin, nach Frankreich, Italien, England. Wir haben uns gemeinsam Bauwerke angeschaut, dadurch wächst natürlich ein Interesse.“ Studiert hat Florian Boge nach dem Abi dann in Braunschweig, ein Stipendiat führte ihn nach London, er spricht fließend englisch und französisch, spanisch und italienisch versteht er sehr gut. Ist das ein Wunder bei einer Mutter, die Fremdsprachlerin ist und ein internationales Zuhause geführt hat? Amüsiert denkt Boge zurück: „Meine Eltern haben mir sogar abgeraten, Architekt zu werden. Damals wurde ja wie verrückt gebaut, aber sie hatten Angst, dass die Blase mal platzen würde…schließlich ist Architektur sehr von der Konjunktur, von Politik, von Einflüssen, die man nicht beeinflussen kann, abhängig. Aber, wie Sie sehen…ich habe mich durchgesetzt. Ehrlicherweise war die elterliche Sorge damals zwar da - aber nicht rational bedingt.“
Haben Sie die Architekten-Entscheidung jemals bereut? „Nein, niemals. Es ist einfach ein toller, irrsinnig kreativer Beruf.“
Aber Florian Boge ist nicht ‚nur‘ Architekt geworden - er hat Karriere gemacht!
Gibt es auch für die Karriere ein bestimmtes, vorgefertigtes Reißbrett? Jenes Zeichenbrett, das technischen Zeichnern, Konstrukteuren, Bauzeichnern und Architekten zum Erstellen von Bauzeichnungen, also zum Anfertigen von Grundrissen, Aufrissen, Schnitten dient? Florian Boge lächelt bei der Frage. Und schildert mit wenigen Worten den Weg, den er gegangen ist, bevor er sich endgültig selbständig machte und gemeinsam mit Gerd Johannsen 1991 das Architekturbüro BOGE JOHANNSEN ARCHITEKTEN BDA gründete. Ein Jahr angestellter Architekt bei APB, einem renommierten Unternehmen in Hamburg, fünf Jahre bei ECE, einem Planungs-und Entwickler-Unternehmen von Otto, das bereits vor über 20 Jahren Shoppingcenter baute. „Da wurde ich ins kalte Wasser geworfen und habe als junger Architekt große Aufgaben übernommen. Bei ECE habe ich auch mein erstes Shoppingcenter entworfen und dabei einen soliden Wissensvorsprung erarbeitet.“
Pause, Florian Boge weiß, was das bedeutet: APB und ECE waren die ersten wichtigen Stufen auf der Karriereleiter!
Ein Karrierearchitekt, der es heute schon mal etwas ruhiger angehen läßt! Liegt das am Alter…? Florian Boge schmunzelt, verrät: „Nicht nur…ich habe das große Glück, später noch einmal Vater geworden zu sein…meine jüngsten Kinder sind sechs und acht Jahre alt. Ich bin zum zweitenmal verheiratet.“ Leise fügt er hinzu: „Der Klassiker…meine zweite Frau ist mehrere Jahre jünger als ich. Eine Journalistin, in der Kunstszene haben wir uns kennengelernt.“ Boges Kinder aus erster Ehe sind natürlich erwachsen - ein Sohn wohnt und arbeitet in Prag als Physiker, der jüngere Sohn ist Schiffsbauingenieur und lebt in Hamburg. „Wissen Sie,“ sagt Boge, „als meine großen Söhne klein waren, habe ich oftmals nicht so viel Zeit für sie gehabt. Aber genau die Zeit, die ich mir damals nicht genommen habe oder nicht nehmen konnte, die möchte ich mir jetzt für die Kleinen nehmen.“
Und was bedeutet das im Alltag? Boge: „Ich bringe sie sehr oft entweder in die Kita oder in die Schule. Ich hole sie auch oftmals ab…ich genieße jede Minute mit den beiden. Aber das setzt natürlich voraus, dass ich meine Zeit ziemlich frei einteilen kann. Die Kinder sind mir einfach wichtig, sehr, sehr wichtig.“
Ist die Frage erlaubt, ob Boge auch Enkelkinder hat, und wenn ja, ob die mit ihren kleinen Nichten und Neffen auch mal zusammen sind? Boge ‚erlaubt‘ die Frage und antwortet: „Na klar, meine beiden erwachsenen Söhne und ihre jungen Halbgeschwister und meine Enkelkinder - wir alle haben ein gutes Verhältnis miteinander. Und das macht mich natürlich glücklich.“
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Florian Boge - ein besonderer Mann. Er lebt und liebt das Leben. Und genau dafür schafft er den richtigen Rahmen - ob mit Häusern, die er baut oder mit jungen Menschen, die er formt. „Die Kinder halten mich fit,“ sagt Florian Boge. Welche Hoffnungen setzt Boge in seine Jüngsten? Werden sie vielleicht auch Architekten, sollen sie die Kreativität und die architektonischen Visionen ihres Vaters fortsetzen? Florian Boge zuckt die Achseln. „Das wird die Zukunft zeigen…, im Moment ist mir nur eines wirklich wichtig: Dass wir ihnen mögliche Wege zeigen und sie unbeschwert aufwachsen! Und jetzt freue ich mich schon auf die Zeit, in der wir gemeinsam mit unserem Katamaran auf der Ostsee segeln und uns den Wind um die Ohren wehen lassen…“